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Trinkwasserschutz geht vor: Bayer 04-Trainings-Campus
direkt vor der Stadtgrenze bleibt für Langenfeld ein „No-Go“
Mit Respekt und großer Anerkennung beobachtet man auch in Langenfeld die Entwicklung des Bundesliga-
Clubs und aktuellen Double-Gewinners Bayer 04 Leverkusen. Auch wenn der Fußball landläufig als „schönste
Nebensache der Welt“ gilt, genießt er für Bürgermeister Frank Schneider dennoch keine Priorität vor dem
Schutz unseres Trinkwassers.
Von Andreas Voss
Denn im Zuge des geplanten Ausbaus der A1 durch das von der Landesregierung befürwortet und gefördert
Leverkusener Stadtgebiet und damit auch entlang des werden soll.
Vereinsgeländes würde der Werksclub Flächenverluste
hinnehmen müssen. Dabei handelt es sich vornehmlich „Mit einem angestrebten Zielabweichungsverfahren
um Parkplätze und einige wenige Trainingsplätze. Die möchte das Land, und das offenbar auch in Person
sollen nach dem Wunsch der Mutter (Bayer) und des unseres Ministerpräsidenten auf einmal den Campus
Monheimer Amtskollegen Daniel Zimmermann mit der möglich machen. Die Situation hat sich aber keinen
PETO-Mehrheit künftig direkt an der Stadtgrenze auf Zentimeter verändert, denn Trinkwasser hat 2024 einen
einem Gelände am Laacher Hof auf Flächen gelöst wer- ebenso elementaren Wert als wichtigstes Lebensmittel,
den, die bereits dem Unternehmen gehören. wie 2022“, fährt Frank Schneider besorgt fort.
Die unmittelbare Nähe zu den für unsere Stadt rele- Noch weniger, als das Verhalten des Landes NRW, kann
vanten Trinkwasserbrunnen (ca. 300 m) in der Wasser- er die passive Haltung seines Leverkusener Amtskol-
schutzzone 3, direkt angrenzend an die Wasserschutz- legen nachvollziehen, der dieses Projekt bislang nur
zone 2, lässt dieses Mammut-Bauvorhaben mit 13 (!) marginal in seinem Stadtrat behandelt hat, anstatt ein
Fußballplätzen, einem Internat und weiteren Bauten, Leverkusener Problem auch auf Leverkusener Stadt-
wie einem Parkhaus und einem Fanartikel-Versandhan- gebiet zu lösen. Alternative Flächen gibt es mehrere.
del für den Langenfelder Rat und Verwaltung zum abso- Bürgermeister Frank Schneider konnte nach den ersten
luten „No Go“ werden oder besser gesagt bleiben. Denn Gesprächsrunden nicht wirklich glaubhaft vermittelt
das Ansinnen des Clubs und damit des Konzerns war werden, ob diese Alternativflächen wirklich ernsthaft
bereits vor zwei Jahren auf der Agenda des Regional- geprüft und jemals als Standort in Erwägung gezogen
rates und wurde damals auf breiter Ebene abgelehnt. wurden: „Schließlich müssten an vielen anderen Stellen
„Sowohl der Trinkwasserschutz, als auch die freiraum- die Grundstücke erst erworben werden“.
planerische Genehmigungsfähigkeit war nicht einmal
im Ansatz gegeben“, erinnert sich Bürgermeister Frank Kein Verständnis bringt Frank Schneider unterdessen
Schneider und wundert sich heute umso mehr, dass ein für seinen Kollegen aus Monheim auf, der als Auf-
bereits abgelehntes Projekt zwei Jahre und zwei natio- sichtsratsvorsitzender des für beide Nachbarstädte
nale Titel später wieder auf den Plan tritt und scheinbar verantwortlichen Verbandswasserwerks Langenfeld/
Monheim seiner Verpflichtung nicht nachkomme und
angesichts mehrerer Verbindungen der Stadt Monheim
mit dem Bayer-Konzern städtische Wirtschaftsinteres-
sen über den Trinkwasserschutz für mehr als 100.000
Menschen in den beiden Kommunen stelle.
„Wir sind aktuell in Gesprächen mit Beteiligten auf un-
terschiedlichen Behördenebenen, um unser Anliegen
im Sinne des Trinkwasserschutzes durchzusetzen. Dar-
über hinaus sind Gutachten in Arbeit, die unsere Sorge
um die Auswirkungen eines solchen Projektes für das
Trinkwasser der Menschen in Langenfeld untermau-
ern werden. Raumplanerisch behalten wir uns zudem
rechtliche Schritte vor“, schließt Frank Schneider ab, der
dieses Thema zur Chefsache gemacht hat und zudem
eine Resolution des Rates der Stadt Langenfeld gegen
den Trainings-Campus und für den Trinkwasserschutz
So oder ähnlich stellt sich Bayer 04 das Trainingszentrum an der
Stadtgrenze zu Langenfeld vor. Grafik: Stadt Langenfeld. auf den Weg gebracht hat.
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