Der Schalenschneider-Kotten im Volksgarten am 5.12.2024 um 15 Uhr
In einem riesigen Glaskasten im Volksgarten sind alte Geräte und Werkzeuge zu sehen – ein Museum ganz besonderer Art: Der wieder aufgebaute historische Kotten aus den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts zeigt, wie damals mit einfachen, aber praktikablen Methoden gearbeitet wurden. In diesem Kotten (Werkstatt) fertigte Wilhelm Jacobs Messergriffe (Schalen) für die Solinger Schneidwarenindustrie an.
Ursprung in Wiescheid
Ursprünglich stand der Kotten im Langenfelder Ortsteil Wiescheid, wo er von Wilhelm Jacobs bis zu seinem Tod im Jahre 1988 betrieben wurde. Die Familie Jacobs lebte lange von der Landwirtschaft, wozu im weiteren Sinn auch die Forstwirtschaft und die Verarbeitung von Holz gehörten. So kam Jacobs eines Tages auf die Idee, die erfolgreiche Industrie im benachbarten Solingen mit Messergriffen aus Holz, so genannten „Messerschalen“ und „Messerheften“, zu beliefern. Er richtete in Nebengebäuden entsprechende Arbeits- und Lagerplätze ein, an denen er mit bis zu sechs Mitarbeitern Tag für Tag arbeitete und etwa 120 unterschiedliche Griffe herstellte.
Eingelagert im Schulkeller
Nach seinem Tod sollten die Werkräume abgerissen werden. Einige Mitbürger setzten sich aber für den Erhalt der historischen Werkstatt ein, die schließlich Stück für Stück abgetragen und mit dem gesamten Inventar nummeriert und gesichert im Keller des städtischen Gymnasiums eingelagert wurde – und da wäre sie vergessen worden, wenn nicht heimatgeschichtlich interessierte Politiker, Unternehmer und Mitbürger auf den „Schatz“ aufmerksam gemacht und die Fachleute vom Amt für Landeskunde eingeschaltet hätten. Ein Gutachten stellte fest, dass es sich bei dem Kotten um „ein außergewöhnliches technisches Denkmal“ handele. Daraufhin beschloss der Stadtrat den Wiederaufbau im Volksgarten. Mit viel Engagement und Sachkenntnis halfen einige Firmen mit, aber auch Jacobs früherer Nachbar Wolfgang Jumpertz und Walter Farin arbeiteten mit an der fach- und sachgerechten Rekonstruktion. Im Sommer 2008 wurde Eröffnung gefeiert. Seitdem ist der Kotten ein viel besuchtes und bestauntes Denkmal, das vom Förderverein Stadtmuseum Langenfeld ehrenamtlich betreut wird.
Führungen jeden 1. Sonntag
Öffentliche Führungen finden jeden 1. Sonntag im Monat mit Wolfgang Jumpertz oder René Trost um 11 Uhr statt. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Führungen für Gruppen (maximal 15 Personen) sind anzumelden (Tel 02173 / 794-4410).